Folgen der Coronavirus-Pandemie – Wie groß ist Ihre Liquiditätslücke wirklich?

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Folgen der Coronavirus-Pandemie – Wie groß ist Ihre Liquiditätslücke wirklich?

Die Unsicherheit in Deutschlands Zahnarztpraxen wächst zunehmend. Neben der Herausforderung die Gesundheit für Patienten und das Praxisteam adäquat sicherzustellen, bereitet vielen Praxisinhabern auch die wirtschaftliche Lage große Sorgen. Während ab Mitte März zunächst ein moderater Rückgang der Patientenzahlen zu vernehmen war, wird in den meisten Praxen spätestens seit Anfang April ein Großteil der Termine der kommenden Wochen durch die Patienten oder die Praxis selbst abgesagt. Diese Entwicklung spiegelt sich im Rückgang der Leistungserbrinung und schlußendlich auch der Umsatzzahlen wieder. Praxisinhaber reagieren auf sehr unterschiedliche Weise auf die aktuelle Entwicklung.

Während einige Inhaber sich dazu entscheiden Ihre Praxis so gut es geht weiterzuführen, haben Andere ihre Praxis bereits auf reinen Notbetrieb umgestellt oder gar ganz geschlossen. Unabhängig von der Handhabung in den einzelnen Praxen, werden alle Inhaber mit einem Umsatzrückgang und somit mit einem vorübergehenden Liquididätsengpass zu kämpfen haben.

 

Wie groß ist die bevorstehende Liquiditätslücke wirklich?

Anhand der uns vorliegenden Daten verschaffen wir uns fortlaufend Überblick über die Umsatzentwicklung in den Zahnarztpraxen. Aktuell ist das betrachtete Panel noch relativ klein, es lässt aber bereits erste interessante Trends erkennen. So kann man im Mittel über die betrachteten Praxen jetzt schon einen Rückgang der Leistungserbringung von ca. 40% in KW13 (die letzte volle Kalenderwoche im März) gegenüber „normalen“ Vorwochen aus dem Januar oder Februar beobachten. Die Auswirkungen auf März als Gesamtmonat sind mit ca. 20% entsprechend nur halb so groß, da in der ersten Hälfte des Monats das Tagesgeschäft der meisten Praxen noch weitgehend unbeeinträchtigt war.

Sollte sich das Umsatzniveau der KW13 durchgehend fortschreiben, sind für den weiteren Jahresverlauf massive Liquiditätsveränderungen zu erwarten.

Hinweis: Wir werden das Panel in den kommenden Wochen weiter ausbauen, um noch belastbare Zahlen zu erhalten und weitere Auswertungen zu ermöglichen. Diese werden wir ebenfalls hier im Blog verfügbar machen.

Da sich die Situation in den Praxen sehr unterschiedlich darstellt, gilt es für jeden Praxisinhaber herauszufinden, wie groß der vorübergehende Liquiditätsbedarf ist und welche Maßnahmen in der eigenen Praxis zu ergreifen sind, um den vorübergehenden wirtschaftlichen Engpass zu überwinden.

Für die Ermittlung des Liquiditätsbedarfes empfiehlt sich die Erstellung einer sogenannten Liquiditätsplanung. Diese kann sowohl dem Inhaber einen Überblick hinsichtlich seiner Situation verschaffen, als auch als Grundlage für Bankgespräche oder zur Beantragung der Soforthilfen dienen.

 

Wie erstelle ich eine Liquiditätsplanung?

Wir haben eine auf die aktuelle Situation angepasste Tabelle zur Liquiditätsplanung erstellt. Mit Hilfe dieser können Sie Ihre individuelle Liquititäslücke in wenigen Schritten identifizieren und die Auswirkungen der einzelnen Maßnahmen auf Ihre Liquidität grob kalkulieren. Die Tabelle finden Sie im Anschluss an diesen Artikel zum freien Download.

 

Schritt 1: Status-Quo

Um die Entwicklung der Liquidität im Rahmen der Corona-Krise zu ermitteln, benötigen Sie zunächst einen Überblick zur Situation vor der Krise. Als Basis für die Kalkulation können Sie die BWA des Vorjahres (2019) heranziehen. Darüber hinaus benötigen Sie aktuelle Informationen zu Ihrer Liquiditätssituation zum Jahresende 2019.

Tipp: Als Anwender von solvi control können Sie diese Informationen selbstverständlich einfach der dort vorhandenen Liquiditätsrechnung entnehmen. Sollten Sie solvi control nicht verwenden, dann fragen Sie Ihren Steuerberater nach Ihrer aktuellen Liquididätsrechnung. Diese kann in DATEV erstellt werden. Erkundigen Sie sich ebenfalls hinsichtlich Ihrer voraussichtlichen Steuerlast.

 

Schritt 2: Ermittlung des Umsatzrückgangs

Um die Auswirkung des Umsatzrückgangs auf Ihre Praxis zu messen, ist es im zweiten Schritt erforderlich, sich ausführlich mit der Umsatzentwicklung der eigenen Praxis zu beschäftigen.

Um einzuschätzen wie stark Ihre Praxis von der aktuellen Situation betroffen ist und um, im Falle einer Antragstellung auf Soforthilfe, den wirtschaftlichen Verlust dokumentieren zu können, empfehlen wir unter anderem die folgenden Auswertungen zu betrachten und für den Prüfungsfall abzuspeichern:

  • Gegenüberstellung der erbrachten Leistungen für den gewünschten Zeitraum (z.B: März/April 2020) mit dem entsprechenden Zeitraum (z.B. März/April 2019) und Vormonaten (z.B. Janaur/Februar 2019) des Vorjahres.
  • Übersicht zur Entwicklung der Honorarumsätze nach Leistungserbingern, zur Darstellung der Umsatzeinbrüche in bestimmten Bereichen. Unsere Analysen haben ergeben, dass die Leistungserbringung der Prophylaxekräfte in der Kalenderwoche 13 mit -60% deutlich stärker zurückging als die der Zahnärzte mit -40% im Vergleich zu den vorherigen Kalenderwochen.
  • Schätzung der zukünftigen Entwicklung der Honorarumsätze auf Basis der aktuell erbrachten Leistungen aus der Statistik sowie der abgesagten Termine aus dem Terminbuch.

Versuchen Sie sich ein möglichst genaues Bild hinsichtlich der Entwicklugn Ihrer Umsätze zu machen und aktualisieren Sie dieses fortlaufend auf Basis der aktuellen Entwicklungen.

Tipp: Wenn Sie hierfür Hilfe benötigen, wenden Sie sich am besten an den Hersteller Ihrer Abrechnungssoftware.

 

Schritt 3: Ermittlung der zu schließenden Liquiditätslücke

Geben Sie die ermittelten Werte in die Liquididätsplanung ein und ermitteln Sie Ihre voraussichtliche Liquididätslücke ohne Berückichtigung der bereits getätigten oder geplanten Maßnahmen.

 

Schritt 4: Einsparpotenziale in der Praxis

Ermitteln Sie Ihre individuellen Einsparpotenziale und geben Sie diese zusammen mit den bereits getätigten Maßnahmen in die Tabelle ein.

  • Veränderung der Personalkosten durch z.B. Kurzarbeit. Weitere Informationen zum Kurzarbeitergeld finden Sie hier auf der Seite der Arbeitsagentur.
  • Veränderung der Raumkosten durch ggf. Stundung der Miete und oder Herabsetzung bzw. Aussetzung der Vorauszahlungen für Nebenkosten (Strom, Gas, Wasser)
  • Einsparung sonstiger Betriebsausgaben z.B. Werbekosten, Reisekosten, Büromaterialien, etc. (nach unserer Einschätzung bis zu 15%)

Schritt 5: Liquiditätsschonung durch Sofortmaßnahmen

Eingabe bzw. Berücksichtigung der individuell ergriffenen Sofortmaßnahmen.

Schritt 6: Privater Liquiditätsbedarf

Als Freiberufler sind die Liquididät Ihrer Praxis und Ihre private Liquididät eng miteinander verbunden. Ermitteln Sie daher auch Ihren privaten Liquididätsbedarf und denken Sie auch hier über Einsparpotenziale nach.

 

Schritt 7: Ermittlung der Liquididätslücke nach Berücksichtigung aller Maßnahmen

Ermitteln Sie den endgültigen Liquididtäsbedarf nach Berücksichtigung aller bereits genannten Maßnahmen. Ergibt die Auswertung eine negative Zahl und somit eine Liquididtätslücke und sollten Sie alle anderen Maßnahmen ergriffen haben, sollten Sie über die Schaffung vorübergehender zusätzlicher Liquidität durch eine Kreditaufnahme nachdenken.

 

Unsere Tabelle für Ihren individuellen Liqui-Check können Sie hier unverbindlich & kostenfrei anfordern.