SLIC - Entwicklung des "solvi Leistungsindex von Zahnarztpraxen in der Coronavirus-Pandemie" in Kalenderwoche 17 + 18 (20. April bis 3. Mai 2020)

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In unserem Beitrag vom 30. April hatten wir festgestellt, dass sich die Leistungserbringung in Deutschlands Zahnarztpraxen auch nach Ostern nur sehr mäßig erholt hat. Der Rückgang der Leistungserbringung lag nach wie vor im Bereich von ca. 40%. Wir hatten damals aber im Zusammenhang mit den Lockerungen der Ausgangs- und Kontaktverbote eine deutliche Erholung der Leistungserbringung für die Kalenderwochen 17 und 18 in Aussicht gestellt. Ob diese wie erhofft eingetreten ist und in welchem Umfang, untersuchen wir in diesem Artikel.

Entwicklung der Leistungserbringung von Zahnarztpraxen in Zeiten der Coronavirus-Pandemie

Bisherige Entwicklungen

In unserer bisherigen Berichterstattung hatten wir dargelegt, dass sich als direkte Folge der Pandemie und der eingeleiteten Gegenmaßnahmen in den Kalenderwochen 13 und 15 ein Rückgang der erbrachten Leistungen in Zahnarztpraxen von ca. 35-40% beobachten ließ. In Kalenderwoche 16 konnten wir keine signifikante Erholung ausmachen, was in Anbetracht des vorhergehenden Osterwochenendes wenig überraschend war.

Entwicklung der Leistungserbringung in KW17 und KW18

In der Zwischenzeit steht uns ein ausreichend großes Sample für die Kalenderwochen 17 und 18 zur Verfügung, um die weitere Entwicklung zu analysieren. Die erfreuliche Nachricht ist, dass sich im Gleichschritt mit den Lockerungen beim Kontaktverbot die Leistungserbringung in diesem Zeitraum deutlich erholt hat. So Stand der SLIC zum Ende der Kalenderwoche 17 bei 82 Punkten, zum Ende der Kalenderwoche 18 gar bei erfreulichen 94 Punkte. Im Vergleich zu den Vorwochen ergibt sich somit ein starker Anstieg der Leistungserbringung (+19 und +31 Punkt) auf ein Niveau, welches nur relativ knapp unter den Vergleichswerten des Februar liegt.

Hinweis: Änderungen in der Historie ergeben sich aus der Aufnahme weiterer Praxen in das Panel.

Ausblick auf die erwartete Entwicklung der Leistungserbringung in KW19 und KW20

Da viele Praxen nur mit zeitlichem Verzug von einigen Tagen Daten an uns melden, ist ein abschließende Aussage für KW19 aktuell noch nicht möglich. In unseren Analysen ist uns jedoch aufgefallen, dass die Entwicklung der Leistungserbringung stark mit den Mobilitätsdaten korreliert, die Apple für Forschungszwecke zur Verfügung stellt, um die Anstrengungen im Kampf gegen das Virus zu unterstützen. Ferner konnten wir feststellen, dass die Mobilitätsdaten einen Vorlauf von ca. 4 Tagen gegenüber der Leistungserbringung aufweisen und mit einer ca. doppelt so hohen Amplitude schwanken. Um diese Faktoren korrigiert konnten wir in den Kalenderwochen 9 bis 18 eine Korrelation von 0,9 zwischen der Leistungserbringung laut SLIC und den Mobiltiätsdaten (Driving) von Apple feststellen. Basierend auf dieser Erkenntnis gehen wir für KW19 und 20 aktuell nicht von einer weiteren signifikanten Erholung im Vergleich zur KW18 aus. Eventuell wird es sogar zu einem leichten Rückgang kommen.

Vergleich mit anderen Studien

Die Entwicklung des SLIC wird erneut durch die Studie des Warenwirtschaftssystems Wawibox und des Marktforschungsunternehmens Exevia bestätigt. Beide Unternehmen beobachten bei Betrachtung der Einkaufsdaten von Zahnarztpraxen jüngst ebenfalls eine spürbare Erholung, da der Wareneinkauf der Praxen den höchsten Wert seit Ausbruch der Pandemie erreicht hat.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich die Leistungserbringung in Deutschlands Zahnarztpraxen im Gleichschritt mit den Lockerungen der Kontaktbeschränkungen durch Bund und Länder spürbar erholt hat. Der Rückgang der Leistungserbringung lag jüngst bei 18% respektive 6% im Vergleich zum Februar.

Wenn man den bisherigen Jahresverlauf kumuliert betrachtet, haben Deutschlands Zahnarztpraxen bis hierhin geschätzt ca. 5-7% Leistungsrückgang zu verzeichnen. Sollte sich die Leistungserbringung auf diesem Niveau halten, so wären die finanziellen Schäden zwar beträchtlich, das schlimmste Szenario für die Mehrheit der Praxen wäre aber abgewendet.

Dessen ungeachtet darf diese Medianbetrachung nicht darüber hinwegtäuschen, dass es viele Härtefälle von Praxen geben wird, die besonders starke Rückgänge und eine schwache Erholung verzeichnen. Ebenfalls besonders kritisch dürfte die Lage für alle neu gegründeten oder kürzlich übernommenen Praxen sowie für all jene sein, die jüngst stark expandierten. Da diese Praxen oftmals hohe Kreditlinien und entsprechende Zins- uns Tilgungsraten drücken, sind hier trotz aller Hilfspakete Praxisinsolvenzen zu befürchten.

Für den weiteren Verlauf gehen wir (basierend auf ersten Datenlieferungen sowie Korrelationen mit Mobilitätsdaten) davon aus, dass die Leistungserbringung kurzfristig ungefähr auf dem aktuellen Niveau verharrt oder gar leicht zurück geht. Die genaue Entwicklung werden wir in weiteren Veröffentlichungen des SLIC in den kommenden Wochen untersuchen.


Über den SLIC - solvi Leistungsindex von Zahnarztpraxen in der Coronavirus-Pandemie

Der SLIC wird basierend auf täglichen Leistungsdaten von teilnehmenden Praxen errechnet. Er bildet die Entwicklung der Leistungserbringung in Deutschlands Praxen ab und veranschaulicht die Veränderung gegenüber dem Vergleichszeitraum Ende Februar auf einfache Weise. Der Index wurde dafür auf den 1. März 2020 mit einem Wert von 100 Punkten indexiert, so dass die Leistungserbringung im weiteren Verlauf anhand des Indexstandes abgelesen werden kann.


Disclaimer

Wir weisen darauf hin, dass es sich bei den vorgelegten Zahlen um eine Analyse eines nicht repräsentativen Praxis-Panels handelt. Die Ergebnisse erheben daher keinen Anspruch auf Repräsentativität. Wir gehen dennoch davon aus, dass die darin zu sehenden Entwicklungen und Größenordnungen wertvolle Anhaltspunkte liefern können und sich im Zeitablauf im wesentlichen bestätigen und weiter verfestigen.


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