Faire Gehälter – für ein stabiles Team

">
Faire Gehälter – für ein stabiles Team

Was jemand „verdient“ ist eine Frage der Perspektive: Die ZFA hält sich für unterbezahlt, der Chefin laufen gefühlt die Personalkosten davon. Und häufig haben beide recht. Warum das so ist, wie Zahnarztpraxen mit Hilfe der Buchhaltung zu gerechten Gehaltsstrukturen finden – und dabei prüfen können, ob sie ihre Mitarbeiter wirklich effizient und sinnvoll einsetzen möchten wir in diesem Artikel erklären.

Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts. Zugegeben: Der Spruch hat Patina. Aber gerade für die Mitarbeiter:innen in Zahnarztpraxen trifft er die Sache ganz gut. Wenn wir von solvi Zahnarztpraxen zu ihrem Gehaltsgefüge beraten, erleben wir anfangs häufig, dass dort keine Seite mit der Vergütung richtig zufrieden ist: die Mitarbeiter:innen nicht und die Praxisinhaber:innen auch nicht.

Wie kann das sein? Muss nicht einer recht haben?

Nicht unbedingt. Um das zu verstehen, geht es gleich in die Basics der Buchhaltung. Der Schlüssel liegt nicht nur in der Kluft zwischen dem Bruttogehalt, das im Arbeitsvertrag steht, und dem oft kläglichen Nettogehalt, das die Angestellten nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben am Ende tatsächlich ausbezahlt bekommen – sondern in einer dritten Größe, die diese Kluft noch erheblich vergrößert: der sogenannten Arbeitgeberbelastung.

Denn tatsächlich liegen die Personalkosten pro Mitarbeiter:in mindestens 20 bis 25 Prozent über dem Bruttogehalt – weil Chef oder Chefin zusätzlich zum Gehalt ihren Anteil zur Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Pflegeversicherung, gesetzlicher Unfallversicherung und zum Solidaritätszuschlag zahlen müssen. Je nach internen Vereinbarungen kommen noch Kosten für Weihnachtsgeld, Praxishandys oder ähnliches hinzu. Große Firmen schlagen deshalb den Faktor 1,7 zum Bruttogehalt auf, wenn sie ihre Arbeitgeberbelastung überschlagen wollen. Bei solvi setzen wir den Faktor 1,2 an.

Still versickern die Gelder

Während also auf Seiten der Mitarbeiter:innen je nach Steuerklasse oft nur 50 bis 60 Prozent des Bruttogehalts übrig bleiben, liegt die Arbeitgeberbelastung für den Praxischef oder die Praxischefin mindestens zwei- bis dreimal so hoch, manchmal beträgt sie sogar das Vierfache des Nettogehalts. Um diesen breiten Graben zu verkleinern, in dem so still die Gelder versickern, können Praxisinhaber:innen steuerfreie Gehaltszulagen zur Vergütung nutzen, vermögenswirksame Leistungen zum Beispiel oder Kindergartenzuschüsse.

Grundsätzlich zeigen unsere Analysen allerdings auch eines: Wenn Personalkosten zu hoch sind, liegt das so gut wie nie am Bereich der Zahnmedizinischen Fachangestellten. Im Gegenteil: hier ist die Auslastung hoch und sind die Gehälter niedrig – im Namen der Mitarbeiter:innenzufriedenheit wäre sogar häufig noch Luft nach oben, Stichwort: Fachkräftemangel. Denn auch wenn natürlich keine Praxis schuld ist an hohen Steuer- und Sozialabgaben: Ein zu niedriges Nettogehalt wirkt demotivierend, wer seine Mitarbeiter:innen halten will, sollte gegensteuern.

Die richtigen Mitarbeiter:innen an der richtigen Stelle

Doch ganz allgemein gilt: Sind die Personalkosten in einer Praxis zu hoch, dann selten, weil zu viel gezahlt wird. Stattdessen liegt das Problem meistens in der Auslastung, also in der Frage: Habe ich die richtigen Mitarbeiter an der richtigen Stelle eingesetzt? Für die ZFA ist diese Frage meist beantwortet. Wo sie eine große Rolle spielt, sind die Gruppen der „Leistungserbringer“ – also derjenigen Mitarbeiter:innen, die für die Praxis Umsätze generieren: Zahnmedizinische Prophylaxeassistent:innen, angestellte Zahnärzt:innen und Zahntechniker:innen im Eigenlabor.

Diese Gruppen haben eine gute Verhandlungsposition und werden im Durchschnitt deutlich besser bezahlt – umso wichtiger ist es, zu überlegen: Kann ich mir zum Beispiel einen angestellten Zahnarzt oder eine Zahnärztin mit ihren Gehaltsforderungen leisten? Und wie setze ich ihre Qualifikationen dann auch wirklich effizient ein?

Um die aktuellen Strukturen zu überprüfen, kann man aus der Buchhaltung heraus Personalkennzahlen ermitteln, zum Beispiel das erwirtschaftete Honorar pro Arbeitsstunde – und zwar am besten der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden und nicht der pauschal angenommenen 40 Wochenstunden. Steht dieser Wert fest, sollten Praxisinhaber:innen einmal kritisch in sich gehen und sich fragen:

Haben Sie Ihre Mitarbeiter:innen wirklich gewinnbringend eingesetzt?

Darf die angestellte Zahnärztin zum Beispiel nur die Routinebehandlungen abarbeiten, während sich Chef oder Chefin die umsatzstarken Eingriffe vorbehalten? Dann wird diese Mitarbeiterin in ihrer Arbeitszeit auch keine großen Honorare erwirtschaften. Anders sieht es aus, wenn sie als Spezialistin eingestellt ist und ihre Expertise ausspielen kann – dann wird sie auch entsprechend höhere Umsätze generieren.

Auch ob sich ein Eigenlabor für eine Zahnarztpraxis lohnt, lässt sich aus den Praxiszahlen herauslesen. Dafür rechnen wir die Arbeitgeberbelastung, die im Bereich Zahntechnik entsteht, zusammen. Dieser Wert wird durch die Summe aller eingenommenen Honorare geteilt. Kommt man dann auf einen Wert von 30 bis 35 Prozent, lohnt sich das Labor. Teilweise sehen wir aber auch Werte von 50 bis 60 Prozent – da muss man kein Betriebswirt sein, um zu erkennen, dass das nicht wirtschaftlich ist.

Für Praxen stellt sich also die Strukturfrage: Wie viele Behandler:innen haben wir in der Praxis – und schaffen wir genügend Auslastung für die Zahntechnik? Macht ein eigenes Labor überhaupt Sinn?

solvi days Mallorca: 1./2. Oktober 2021 – Das Praxisteam im Fokus

Mehr zur fairen Entlohnung in der Zahnarztpraxis stellen wir auf unserer Fortbildung vor, den solvi days Mallorca. Unter der Überschrift „Das Praxisteam im Fokus“ erfahren Zahnärztinnen und Zahnärzte alles über Megatrends und Benchmarking – also den Gehaltsvergleich mit anderen Praxen. Außerdem über Personalplanung, steuerlich clevere Vergütungsmodelle, juristische Fragen, Motivation und Feedback-Kultur, hinzu kommen Workshops zu digitalen Personaltools.

 Und da wir dann schon mal auf Mallorca sind… genießen wir außerdem Natur und mallorquinische Köstlichkeiten.

Mehr Infos zu den solvi days Mallorca finden Sie hier. 

 

 


Autor